Nach einer Woche Österreichaufenthalt wieder "zu Hause" in Königsfeld! Viel hat sich nicht verändert, aber trotzdem alles auf Anfang, denn Thomas hat seinen Dienst beendet, und ich bin jetzt der "Alte", obwohl mein neuer Mit-Zivi Philipp schon 23 ist.
Die Fahrt verlief unspektakulär, abgesehen von einem hundsgemeinen Schlagloch auf der Hauptstraße zwischen Tjatschiv und Chust, dass ohne Vorwarnung aus dem Dunkel gesprungen ist und sich in unserer Felge festbeißen wollte. Es hat sie aber nur verbogen, und auch das wurde schon repariert, danke der Nachfrage. Tja, die Straße lebt hier eben.
Wir haben viel zu tun mit der jährlichen Weihnachtsaktion, bei der 21.000 Schuhschachteln mit Geschenken von Österreich an die Kinder hier in der Region verteilt werden. Der bürokratische Aufwand ist dementsprechend groß. Dank Philipps bewundernswerter Ambition haben wir auch endlich mal unsere Bude ausgeräumt/aufgeräumt und dabei Erstaunliches zu Tage gebracht. Resumee: Es gibt nichts, was wir nicht haben, man muss es nur finden!
Langsam merkt man auch, dass die Sonnenstunden kürzer und kürzer werden, was hauptsächlich an dem Berg liegt, in dessen Schatten unser Haus und ein Großteil des Dorfes liegen. In zwei Monaten wird hier bereits um elf Uhr vormittags die Sonne untergehen.
Neben unseren anderen Arbeiten und dem Helfen in der Schule von Königsfeld fahren wir immer noch dreimal wöchentlich in die Schule nach Deutsch Mokra, die ich heute ein bisschen vorstellen möchte:
Lehrerin Natalja und Schevtschenko über der Tafel |
In allen Schulen hier hängt über der Tafel das Bild eines stattlichen Mannes mit Walrossbart, der offensichtlich Schewtschenko heißt. Darunter Zitate von ihm, die sicher geistreich sind, die ich aber nicht verstehe. Dies ist aber weder der Direktor, noch ein Politiker oder heimischer Fußballstar, wie meine ersten Vermutungen lauten, sondern der ukrainische Nationaldichter, der anscheinend viel zur Bildung zu sagen hat und jetzt 149 Jahre nach seinem Tod mit strengem Blick über die richtige Konjugation irreflexiver Verben und Ähnliches wacht.
Schule von außen |
Es gibt keine Waschbecken oder Wasserklos in der Schule, nicht mal fließendes Wasser. Das wird aus der Schulküche geholt, in der die Kinder jeden Vormittag ein warmes Essen bekommen. An Unterrichtsmaterialien gibt es nur das Nötigste.
Die Schulglocke ist händisch zu bedienen und hängt frei und für Kinderhände zu erreichen im Gang, was ab und zu zu verkürzten Schulstunden führt...
Die Motivation ist leider sehr niedrig, weil der Lebensweg der meisten schon vorbestimmt scheint und ihnen als Holzarbeiter oder Hausfrauen Deutsch wenig helfen wird.
was auch in Österreich der Fall ist, tritt hier noch stärker zu Tage: Es sind nur die Schüler interessiert und gut in der Schule, deren Eltern einen höheren Bildungsgrad haben, also meist die Lehrerkinder.
Schulhof mit Schulklos |
Beim Alphabet lernen |
Das Unterrichten macht trotz allem Spaß, und es ab und zu zu schaffen, die Begeisterung in Kinderaugen zu wecken, ist das schönste Geschenk blabla. Stimmt wirklich!
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