Samstag, 19. Oktober 2013

Abschied ins neue alte Leben


Nein, kein Bär hat mich erwischt, kein Schlagloch, kein übrig gebliebener Tschernopilz, sondern die Uni...

Ich bin jetzt seit Ende August wieder in Österreich, alles hat also planmäßig funktioniert. Die letzten Tage sind schnell verflogen, zum Abschied wurde genauso viel Kaffee und Tee getrunken wie in meiner ersten Woche, der letzte Abend wurde in der Dorfdisko gefeiert. 






Das letzte in Angriff genommene Projekt war eine Badezimmerrenovierung bei uns im Ziviheim. Hinter dem "Fenster" kam eine Dichtung aus Plastiksackerl und anderen spannenden Dingen zum Vorschein, wir haben dann ein von Vermieter Juras gebautes echtes Fenster eingesetzt. Beim Verfliesen galt es einige Hindernisse zu überwinden, waren die Fliesen doch eher nach geometrischen Maßstäben gefertigt und die Wand sanft hügelig wie die Karpaten. Naturgewalt eben. Das Problem wurde mit viel Fliesenkleber gelöst. Dann noch Wände und Decke weiß gestrichen, und schon sieht unser uriges Zivibadezimmer wie ein 4-Sterne Hotelzimmer aus. Hundertwasser wäre stolz auf uns...
Unser Nachfolger wird es also beim Duschen etwas europäischer und wärmer haben. Trotzdem ist da die kleine Stimme in mir, die sagt dass mit solchen Arbeiten Stück für Stück der Reiz der Ukraine verloren geht... Aber die Stimme freut sich dann doch, dass die Wände nicht mehr schimmeln ;)

"Fenster"

Bei der Arbeit

Nobel, oder?
   


Mein Jahr Zivildienst ist vorbei, so endet hiermit auch dieser Blog. Das mit dem regelmäßig Bloggen hat ja nicht so ganz funktioniert. Alle zwei Wochen ein Post waren ursprünglich geplant. Naja, ich hoffe ihr habt trotzdem einen guten Eindruck des Lebens in Königsfeld gekriegt!

Was ist nun mein Resümee, mit ein bisschen Abstand betrachtet? Puh, schwer zu sagen, mit Enden tu ich mir immer schwer... 
Ich kann nur sagen, wenn ich jetzt hier in Graz dem Herbst beim Golden-Sein zuschaue denk ich an die Zeit vor genau einem Jahr, als alles neu und aufregend war in Königsfeld. Als ich die Sprache noch nicht konnte, die Leute noch nicht kannte und etwas naiv war, was das Leben im Osten angeht. Als der Winter noch bevorstand. Ja, diese Herbstluft, diese Atmosphäre! 

Aber bevor der Computerbildschirm noch eine Träne abdrückt vor lauter Sentimentalität, erzähl ich als Abschluss lieber die Geschichte, wie ich heimgekommen bin:

Da der VW Bus noch draußen bleiben musste, musste ich mir eine andere Möglichkeit suchen, nach Österreich zu kommen. Öffentliche Verkehrsmittel, wird da der gelernte Mitteleuropäer vorschlagen. Auf nachfrage beim Bahnhof in Ushgorod, wie man denn nach Wien komme, wurde ich an einen Provinzbahnhof verwiesen, denn in Ushgorod ist man nicht zuständig für Zugpläne Richtung Westen. Vlt hätte ich mal heimfahren sollen, in Wien Meidling nachfragen, wie man aus der Ukraine nach Meidling kommt, und mit diesem Wissen wieder zurück an den Ausgangspunkt... 4 Mal umsteigen wäre nötig gewesen.
Ich habe dann jemanden gefunden, der mich aus Königsfeld mit dem Kleinbus mitnimmt.
9 Uhr war die Abfahrt geplant, um 10 hat mir der Chaffeur mitgeteilt, er "stehe dann eh gleich auf" und müsse "nur noch" den Wagen einräumen...
Um 12 sind wir dann losgekommen. Die ersten paar Kilometer musste ich stehen, denn die Rückbank musste erst noch eingebaut werden. Bei der Schlaglochralley durch den Ort keine leichte Aufgabe. Schließlich hielten wir, eine kleine PKW Rückbank wurde in den Laderaum des Kleinbusses gestellt. Eingebaut? Nein, nicht eingebaut, einfach hineingestellt. Bitteschön, dein Platz für die nächsten 12 Stunden.
Bei jedem Bremsmanöver und jeder Kurve bewegte sich die Bank um einen halben Meter in sämtliche Richtungen.
Die Grenze musste ich natürlich zu Fuß überqueren, denn die Rückbank war ja nicht so ganz zugelassen...
Nach gefühlten hundert Zwischenstoppen und Umwegen kam ich um 5 Uhr früh in Wien an, wo ich bei einem Verwandten schlafen konnte.  Die Heimreise war ein letzter Gruß der Ukraine, um sicherzustellen, dass ich sie nicht vergesse ;)