35 Grad, und es wird noch heißer...
Nachdem wir Anfang Juli in Kiew waren und die Kinderferienaktion erfolgreich über die Bühne gegangen ist (mehr dazu im nächsten Post) stecken wir jetzt mitten drin in den unendlichen Weiten eines ukrainischen Sommers, dessen Grenzen nur die gelegentlich auftauchenden Gewitterwolken am ansonsten geradezu голубий-blauen Himmel und mein näher rückendes Zivildienstende bilden.
Summertime in Königsfeld ist schön, ist frei, ist Badengehen im wilden Fluss, springen von den eingestürzten Betonwänden des Hochwasserschutzes, die 1998 das Hochwasser mit sich gerissen hat.
Summertime sind Grillabende, Lagerfeuer, Gitarren- und Sopilka Zweiklang und Fluchen über Hitze und Schlaglöcher.
Die kuscheligen Winterabende, geprägt von Im-Ofen-Holz-Nachlegen, Stromausfällen Schneechaos und Tee sind unendlich weit weg, und nur die allerortens aufs zerhackt und geschlichtet werden wartenden Holzhaufen erinnern daran, dass es nicht immer Sommer bleibt...
Wir sind den Holzmengen für unseren Nachfolger bereits mustergültig mit Kettensäge und Beil zu Leibe gerückt, inzwischen liegt es wehrlos und genau so schwitzend wie wir in der Holzhütte.
Die Menschen mit den blauen Händen,
die man zurzeit überall sieht, haben keine Erfrierungserscheinungen oder anteckende Krankheiten, sondern sind im derzeit lukrativsten "Gewerbe" tätig, dass es in der Umgebung gibt: Dem Schwarzbeersammeln.
Die auf Ukrainisch Jáffyne genannten Beeren wachsen in unglaublichen Mengen auf den umliegenden Almen und sind in den Städten sehr begehrt.Und so führen mehrmals pro Woche mehrere Lastwägen eine Menge Menschen auf die Alm, die den ganzen Tag Beeren sammeln und sie dann für ca. 1,40 € pro Kilo an die Lastwagenfahrer verkaufen. Eine Person schafft an guten Tagen schon mal 20 Kilo.
Ich wollte selbst mal mitfahren und mir das anschauen, da es allerdings um 2 Uhr früh losgeht habe ich bis jetzt noch keine Zeit dafür gefunden... Jáffyne hab ich mir aber ein Kilo gekauft.
Ausflug nach oben
Letztes Wochenende führte uns Valentin auf einen Berg zwischen Lupochowo und Königsfeld, auf dem der Fernsehturm steht, der die Menschen früher mit den neuesten Ergüssen der kommunistischen Parteizentrale und heute mit Dayli-Soaps á la "Papa allein zu Haus" versorgt. Ein Hoch auf den Sieg des Sozialpornos, ähh, des Westens mein ich...
Der Aufstieg auf den Berg bei Kaiserwetter zeigte uns neben unserem Fehlen von Kondition absolut geniale Landschaftsbilder, und später dann den Fernsehturm, der 40 Jahre alt, 60 Meter hoch, mit einer Architektur aus Stahl und Beton in den Boden gerammt, als würde er bis zur Sonnenexplosion da stehen und komplett verrostet ist. Also durch und durch sowjetisch!
Und wir sind natürlich raufgeklettert...
Einer der vielen Bunker aus dem zweiten Weltkrieg, von den faschistischen Ungarn erbaut, um die Rote Armee aufzuhalten. Heute beliebter Kinderspielplatz |
Fest gemauert in die Erde... |
In den "Eingeweiden" |
Ausblick auf Königsfeld |
Die Spitze war dann doch unerreichbar... |
unendliche Landschaften!!! (man beachte die 2 Zivis in der Mitte des Bildes!) |