Donnerstag, 28. März 2013

Von Visawahn und Sprachstolpereien



Ein kurzes Gedicht als Anfang:


Wenn´s im Internetcafe kein Internet gibt
Und das Hausinternet sich in Schnecken verliebt
Und vü passiert, oba olles so gach
Issas mitm Blogschreiben relativ zaaach


Das Abrutschen in Mundart sei dem Reimschema geschuldet.

Überhaupt und sowieso weiß ich inzwischen nicht mehr, was ich, oder besser gesagt, wie ich was sagen soll. Auf Ukrainisch kein Problem, da kann man alles sagen, weil Ukrainisch ist Ukrainisch, und je mehr man redet, desto mehr übt man. (Auch wenn nicht alle alles verstehen, was ich sage…)
Mit Deutsch bin ich allerdings vollkommen überfordert inzwischen, schwanke irgendwie zwischen Hochösterreichisch, Philipps polnisch angehauchtem Wienerisch, meinem Grazerisch und dem hundert Jahre alten Oberösterreichisch von hier.
Vor allem wenn Österreicher zu Besuch kommen, ist´s schwer sich für eines zu entscheiden. Zu den namentlichen Österreichern komme ich gleich…

Das große Thema der letzten Wochen war der Hilfstransport für Königsfeld, der Ende April über die Bühne gehen soll und dazu erstmal von der dafür zuständigen Kommission in Kiew genehmigt werden muss. Besagte Kommission ist aber mal eben ein paar hundert Hilfstransporte im Rückstand, weil seit einigen Monaten keine Sitzung mehr stattgefunden hat, und somit ist es wie immer spannend, ob die Dokumente rechtzeitig da sind… (Sind sie eh, im Endeffekt funktioniert dann immer alles. Weil wir so viele tolle Leute kennen, die Leute kennen…)     

Außerdem sind wir nach unzähligen bürokratischen Hürden jetzt endlich im Besitz unserer Visa, was heißt dass wir aus- und auch wieder einreisen dürfen! Schaut voll offiziell aus, und wenn jemand nicht kyrillisch lesen kann gehen wir doch glatt als waschechte Ukrainer durch, oder?
 (Foto folgt)

Vor zwei Wochen war mich ein Teil meiner Familie besuchen, brachte mir eine Klappbox voll mit Österreichischen Leckereien und nahm die Straßenverhältnisse leichter als ich gedacht habe. Zur Feier des Tages gab es einen ukrainischen Abend bei uns, mit vielen ukrainischen Gästen, ukrainischer Life Musik und natürlich den typisch ukrainischen Ripa na spor! (Kartoffeln am Tischherd.) 
Außerdem habe ich jetzt ein Fahrrad hier, was mich sehr freut. Und sobald das scheinbar ewige Eis auf den Straßen geschmolzen ist, wird auch kräftig geradelt! 
Denn noch schneits es ab und zu her und wir haben abends kuschelige -5 Grad.

Doch das war noch nicht der ganze Besuch! Zurzeit sind einige Kinder/Jugendliche in Königsfeld, um ihre Freunde von der Sommeraktion zu besuchen. Interkulturelle Verständigung lebt, und es tut gut zu sehen, was die Landlerhilfe bewirken kann.
Allzu viel „anzuschauen“ im herkömmlichen touristischen Sinne gibt es zwar nicht, aber wir tun unser Bestes, um ihnen die guten Seiten des Lebens hier nahe zu bringen.   

Währenddessen ist ganz still und heimlich meine "Halbzeit" hier verstrichen, und mittlerweile bin ich schon 7 Monate hier. Wahnsinn! Die Zeit vergeht echt schnell...
 
Und deshalb (weshalb?) gibt’s jetzt erst mal eine Woche Ferien in Österreich. Frohe Ostern!