Samstag, 15. Dezember 2012

Hurra hurra, die WeAk war da!!!




Wenn man zwei Monate lang auf etwas hinarbeitet, und das dann vorbei ist, stellt sich gezwungenermaßen eine gewisse Orientierungslosigkeit ein. Diese Zeit-Blase wollte ich eigentlich dazu nutzen, diesen Blogeintrag zu schreiben, aber wie das eben so ist kommt man zu gar nix, weil man so wenig zu tun hat. Was außerdem schon mal gar nicht stimmt, aber der Reihe nach:

 

Die Weihnachtsaktion im Zeitraffer:

Am Samstag den 07.12. kamen 138 Österreicher mit rund 60 Autos, gefüllt mit 20.000 Weihnachtspaketen, über die Grenze. (Was natürlich 4 Stunden dauerte.) Philipp fuhr mit Natalja nach Ushgorod, der nahe der Grenze liegenden Hauptstadt Transkarpatiens, um sie zu begrüßen und zu übersetzen. Übernachtung im Hotel, am Sonntag machte sich die ganze Kolonne dann auf den Weg nach Königsfeld. Wegen des zwei Tage vorher einsetzenden starken Schneefalls waren die Straßenverhältnisse noch ukrainischer als sonst, die Herfahrt verlief aber unfallfrei.

Ich musste in dieser Zeit zu Hause bleiben um eventuellen ukrainischen Reportern zur Verfügung zu stehen, die über die Weihnachtsaktion, bei uns WeAk genannt, berichten könnten, aber dann doch nicht gekommen sind. Dafür gibt’s irgendwann ein Interview mit mir in den Oberösterreichischen Nachrichten, yeah!

Am Abend wurden sämtliche Autos in den Schulhof geparkt und die Österreicher zu den Gastfamilien gebracht.

Montag um sechs Uhr früh fuhren die einzelnen Gruppen ab, um die Geschenke an sämtliche Schulen und Kindergärten der Region zu verteilen. Das ließ ich mir natürlich nicht entgehen, und so überwand ich meine Müdigkeit und schloss mich Gruppe Nummer zwei an, was eindeutig und absolut die richtige Entscheidung war. Schon nach kurzer Zeit stellte sich ein Zusammengehörigkeitsgefühl ein, und „Meine Ukraine“ mit den Augen von Österreichern, die teilweise erstmalig hier waren, zu sehen, war unglaublich spannend. Und die viel gerühmten strahlenden Kinderaugen bei der Übergabe der Geschenke waren wirklich fantastisch!

In einigen Schulen wurden wir vom Direktor zu Kaffee (für die Beifahrer ein Stamperl Vodka) eingeladen, und weil unter den Blinden der Einäugige König ist spielte ich dabei Dolmetscher. (Der echte Dolmetscher war mit den Paketen beschäftigt). Ein Direktor erzählte uns eine halbe Stunde lang von den Stickarbeiten der Kinder seiner Schule, und anscheinend hab ich es inzwischen schon ziemlich gut drauf, so zu tun als ob ich alles verstehe…

Nach getaner Arbeit fand in der Schule in Königsfeld der „bunte Abend“ statt, wo wir von den Schulköchinnen königlich bewirtet wurden und einige Schülerinnen ukrainische Volkslieder mit selbst einstudierten Choreographien vorführten. Die ausgelassene Stimmung erreichte ihren Höhepunkt, als als Abschlussüberraschung der österreichische Schlagerhit „Ein Stern“ angestimmt wurde, gefolgt von „Stille Nacht“. Der innovative Stilmix hinderte niemanden der österreichischen Gäste daran, gerührt mitzusingen.


Dienstag folgte dann die Heimreise. Im Nachhinein kann man sagen, dass sich die lange Vorbereitung und die kleinen Problem dabei ausgezahlt hat und die Weihnachtsaktion 2012 wieder ein voller Erfolg war! 


Ankunft in Ust Tschorna
    
Meine netten Fahrer Ruth und Norbert

Geschenke, Geschenke!




Bein Verteilen
 
bunter Abend
 



Samstag, 1. Dezember 2012

Disco in Lupochowo und die Weihnachtsaktion


Weihnachten naht, und damit auch die Weihnachtsaktion, an der zu arbeiten ja eine unserer Hauptaufgaben hier ist. Ca. 20.000 Pakete werden von 130 Personen von Österreich nach Transkarpatien gebracht und an die Kinder in Schulen und Kindergärten verteilt. Dafür sind ein ganzer Haufen Dokumente nötig, die zum Beispiel bescheinigen, dass wir keine verdorbenen Lebensmittel, Tiere oder Waffen einführen, oder sonst etwas das zu Umsturz, Revolution oder Durchfall führen kann.

Des Weiteren müssen allerlei Listen angelegt und kontrolliert, Quartiere gefunden und Bierkisten eingekauft werden. Diverse Probleme mit Behörden und Menschen führten dazu, dass unser Chef in Linz bereits prophezeit hat, dass die ganze Aktion abgesagt werden muss, aber das war die letzten Jahre auch schon so und außerdem sind wir ja in der Ukraine, „dem Land der Wunder“, wie unser Freund Wasyl zu sagen pflegt, wo alles geht, wenn man nur weiß wie…

Und das alles bei ganz und gar unweihnachtlichem Herbstwetter, der Schnee lässt weiter auf sich warten.  Was gibt es sonst zu berichten? Es werden gerade Leitungen für Breitband Internet verlegt, aber mal schauen wann die dann wirklich hier im Dorf ankommen.

Sonntags fahren wir ab und zu nach Lupochowo in die Dorfdisko, wo man laut Peter gut daran tut, ein Messer dabeizuhaben. Der war aber seit schätzungsweise 30 Jahren nicht mehr dort  und in Wirklichkeit sind eh alle ganz lieb. Außerdem sind wir immer mit Einheimischen unterwegs, das hilft auch… Die Disko ist in einem schlauchartigen, unbeheizten Raum des Kulturhauses, weswegen alle mit Jacke tanzen. Die Stimmung ist einzigartig,  die meisten Männer und Burschen stehen mit Lederjacke und Kurzhaarschnitt am Rand herum und die Mädels tanzen zu den neuesten ukrainischen Hits a´la „BUM BUM BRUM“. Und ja, Gangnam Style ist auch bis hierher vorgedrungen. Um 23 Uhr ist allerdings Schluss, weil es eine staatliche Disko ist. Und jetzt im Advent findet sie gar nicht statt, weil Fastenzeit ist.

Wenn ich von meinem Weihnachtsurlaub in Österreich wieder her komme, muss ich unbedingt meine Lederjacke mitnehmen. Ohne fällt man hier auf wie ein bunter Hund…